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Im Gespräch mit dem Forstamtsleiter Ritter in Neuhäusel

Unserem Wald geht es nicht gut. Dürre, Stürme und Borkenkäfer haben ihm enorm zugesetzt. Die Waldbesitzer, Kommunen und Privatbesitzer, beklagen hohe Verluste. Den Wald wieder aufzuforsten wird in den nächsten Jahren sehr viel Geld brauchen. Doch es gibt noch ein anderes Problem: Wohin mit dem ganzen Holz? Durch die Corona-Krise sind die Lieferketten teils unterbrochen, das geschlagene Holz im Wald zu lassen ist nicht möglich, der Wald würde damit weiter geschädigt. Lösungen sind gesucht, eine davon ist ein Nasslager in Tongruben. Die CDU-Landtagsabgeordnete Jenny Groß hat sich im Gespräch mit dem Forstamtsleiter von Neuhäusel, Friedbert Ritter, darüber informiert. Die Gesamtbilanz des Waldes in den Jahren 2018 und 2019 ist verheerend: Etwa 5,5 Millionen Bäume sind dem Borkenkäfer, dem Windwurf oder der Trockenheit zum Opfer gefallen. Es sind Kahlfächen von 12 700 Hektar entstanden, das entspricht in etwa der Größe von knapp 18 000 Fußballfeldern. Ein Ende ist nicht in Sicht, der Klimastress wird dem Wald aller Wahrscheinlichkeit nach weiter zusetzen. Damit ist auch das Finanzierungsmodell aus den Ökosystemleistungen des Waldes nicht mehr tragbar. Der Wald wird damit zu einer Jahrhundertherausforderung für die gesamte Gesellschaft, wird zu einem gesellschaftlichen Diskurs. Die sogenannte Kalamität (Massenerkrankung von Waldbeständen) wird uns noch viele Jahre beschäftigen. Wie wird der Wald künftig aussehen?

Derzeit ist aber die praktische Abarbeitung der Waldschäden problematisch, abgestorbene und geschädigte Fichten können wegen des nassen Winter kaum noch abgeholzt werden, schweres Gerät versinkt und schädigt die Waldböden weiter nachhaltig. Und auch das bereits geschlagene, am Waldrand lagernde Schadholz (durch den Borkenkäfer geschädigt) darf nicht mehr zu lange im Wald lagern. Wenn der Frühling erwacht, die Temperaturen nach oben schnellen, wird auch der Borkenkäfer wieder aktiv, verbreitet sich ungehemmt und hinterlässt weiteren Schaden. Zeitgleich hat der Sturm Sabine Anfang Februar großen Schaden durch Windwurf angerichtet. Die Forstämter versuchen derzeit, das Holz aus wirtschaftlichen Gründen zuerst aus dem Wald zu bringen. Dass der heimische Holzmarkt übersättigt ist, auch dies war ein angebrachtes Thema der Landtagsabgeordneten. Die Preise für das Holz sind so niedrig wie nie.

Das Forstamt Neuhäusel hat sich deshalb für eine besondere Art der Lagerung entschieden. An einer alten Tongrube bei Höhr-Grenzhausen gibt es seit kurzem ein neues Nasslager. Die starken Wassersprenger leisten ganze Arbeit. Zehn Liter Wasser lassen sie pro Sekunde auf das Holz regnen. Direkt neben der alten Tongrube sind drei riesige Holzstapel nebeneinander aufgereiht, überwiegend Fichte, aber auch etwas Lärchenholz. Ein geschlossenes Öko-System zur Holzlagerung sieht folgendes vor: Das Holz wird zu einer geeigneten, stillgelegten Tongrube (Nähe Höhr-Grenzhausen) gebracht und auf einem leicht abschüssigen Gelände gelagert. Nass gehalten wird es durch einen nahegelegenen Tongrubensee. Dort wurde, um die vorhandene Ökologie nicht zu schädigen, eine Art Zufuhr zu einem Schacht gelegt, aus dem das Wasser zu den Baumstämmen gepumpt wird. Mit der Wässerung der Baumstämme fließt das Wasser, da Ton wasserundurchlässig ist, zurück in den See. Flora und Fauna profitieren durch Feuchtigkeit enorm, der Kreislauf ist geschlossen. „Es ist sehr erfreulich, dass wir im Westerwald diese Art der Lagerung vorhalten und mit einer innovativen Idee zeigen, dass Ton und Wald sehr gut zueinander passen,“ erklärt die Landtagsabgeordnete und bedankte sich bei Forstamtsleiter Ritter. In naher Zukunft werde sie sich auch vor Ort ein Bild über die neuartige Lagerung des Holzes machen.