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Plenarrede zum IQB-Bildungstrend 2022

Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

die Grundlagen für die Sprach- und Lesekompetenz eines jeden Kindes werden in den jüngsten Lebensjahren bereits gelegt. Die Fähigkeiten zur deutschen Sprache und zur Kommunikation ist von großer Bedeutung und trägt maßgeblich zur Persönlichkeitsentwicklung eines jeden Kindes bei.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
mit Blick auf diese Tatsachen stellen sich dann aber wichtige Fragen für die CDU-Fraktion: Warum werden spezielle Förderungen für genau diese Altersgruppen gestrichen? Warum werden beispielsweise Sprach-Kitas nicht mehr entsprechend personell unterstützt?

Wenn, Frau Ministerin Hubig, Sie Ihre Aussage von Juli dieses Jahres ernst nehmen, dass "Deutschkenntnisse der Schlüssel zu einer erfolgreichen Zukunft und Integration sind", dann sollten Sie Ihre Bildungspolitik überdenken und gezielte Unterstützung für den Erwerb von Deutschkenntnissen anbieten.

Offenbar, und dass sagen die Experten, die Studien, die Wirtschaft, die Ausbildungsbetriebe, reichen die bisherigen Programme und Projekte nicht aus. Auch dies ist eine Erkenntnis aus der Anhörung Anfang des Jahres. Ob IGLU, ob PISA oder IQB, wir schneiden in keiner Studie brillant ab.

Die kürzlich auf der Kultusministerkonferenz vorgestellten Studienergebnisse für Neuntklässler sind erneut alarmierend: Immer mehr Schülerinnen und Schüler in Rheinland-Pfalz haben Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Im Bereich "Rechtschreibung" erreicht mehr als jeder Fünfte nicht den Mindeststandard für den mittleren Schulabschluss. Rund 37 Prozent der Schülerinnen und Schüler verfehlen die Mindeststandards im "Zuhören" und mehr als 36 Prozent im "Lesen".

Wichtig ist jedoch, dass Kompetenzen von Beginn an gelernt und gestärkt werden. Nicht erst ab der 5. Klasse muss die Förderung erfolgen, sondern bereits ab dem Kindergarten. Wir dürfen kein Kind verlieren!

Die aktuellen Ergebnisse der Studie sind leider ein weiterer Schlag ins Kontor der bildungspolitischen Misere im Land. Wir können und dürfen es uns nicht schönreden und mit dem Finger auf andere Bundesländer zeigen oder sagen, es sei ein gewisser Corona-Effekt - wir müssen unsere Hausaufgaben HIER UND HEUTE endlich machen.

Nicht ständig neue Projekte sind die Antwort, sondern das konsequente Stärken des Deutschunterrichts für alle Kinder und Jugendliche, mehr Personal und verpflichtende Sprachstandserhebungen.
Der im Sommer vorgestellte 9-Punkte-Plan sieht eine zusätzliche Deutschstunde für die 2. Klassen vor - eine lobenswerte Idee, das ist aber bei weitem nicht ausreichend. Warum wird dies nicht auf weitere Klassenstufen ausgedehnt, um langfristige Wirkungen zu haben?

Einen weiteren Aspekt möchte ich noch ansprechen: was bedeuten diese Ergebnisse eigentlich für die berufliche Ausbildung der Schülerinnen und Schüler? Und welchen Einfluss haben sie auf die Ausbildungsbetriebe?

Die nachlassende Deutschkompetenz der Schulabgänger hat schwerwiegende Konsequenzen für ihre berufliche Zukunft und belastet die Ausbildungsbetriebe – und das bereits seit Jahren. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist dies eine weiterhin unhaltbare Situation.

Unternehmen beklagen bereits heute, dass sie ihren Auszubildenden Nachhilfeunterricht geben müssen und Bewerbungen erhalten, die grobe Fehler enthalten – ganz zu schweigen von den Problemen der Orthografie. Kurzum: sie haben Schwierigkeiten, ihre Ausbildungsplätze mit qualifizierten Schülerinnen und Schüler zu besetzen.
Es kann nicht sein, dass Rheinland-Pfalz hier seine Hausaufgaben nicht macht!
Mitunter hörte man zuletzt häufiger den Begriff "Ausbildungsunfähigkeit".

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
es ist die Aufgabe unseres Schulsystems und damit in der Verantwortung der Landesregierung sicherzustellen, dass Schulabgänger angemessen auf das Berufsleben vorbereitet werden.

Daher reicht es nicht aus, Programme mit wohlklingenden Namen wie "Lesen macht stark" oder "Mit Kindern im Gespräch" zu starten, wenn sie insgesamt nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen. Und leider erleben wir dies die letzten Jahre immer wieder, egal welches Programm oder welches Projekt – Rheinland-Pfalz schneidet nie gut ab.
Die Evaluation dieser Programme ist mit Blick auf die Studienergebnisse daher umso wichtiger.

Wir diskutieren das Thema der Sprach- und Grundkompetenz unserer Kinder schon häufiger in diesem Hause und für die CDU-Fraktion geht es heute nicht mehr nur um Sprachförderung oder Testergebnisse für das Fach Deutsch.

NEIN, es geht darum, Probleme frühzeitig zu erkennen und lösen zu wollen, bevor es überhaupt soweit kommt - und nicht erst, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist.

Vielen Dank.