Skip to main content

Fachkräftemangel, Materialknappheit und Energiekosten bereiten Sorgen

Das Handwerk ist durch Pandemie, Inflation und den Ukrainekrieg getroffen

Den Besuch der CDU-Landtagsabgeordneten Jenny Groß bei der Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald in Montabaur begrüßten die beiden Geschäftsführer Elisabeth Schubert und Michael Braun sehr: Sie hatten bei der Politikerin ein offenes Ohr gefunden, um sich über die Situation im Handwerk auszutauschen. Denn trotz oft florierender Auftragslage steht das Handwerk vor großen Herausforderungen. 
Zum allgegenwärtige Fachkräftemangel und der Nachwuchsgewinnung schlägt nun die Inflation voll zu Buche: Preissteigerungen, Materialknappheit sowie explodierende Energiekosten sind gewaltige Probleme, die vor allem kleinere Handwerksbetriebe nicht auf Dauer stemmen können.
 
Arbeit gibt es mehr als genug – leider fehlt es den Handwerkern oft an qualifiziertem Personal, Auszubildende finden sich auch nicht genügend. Damit steht das Handwerk allerdings nicht allein da und in Zusammenarbeit mit der Kreishandwerkerschaft werden stetig neue Ideen entwickelt, um die Berufe attraktiv zu halten und noch attraktiver zu gestalten. „Damit“, so Braun, „arbeiten die Betriebe schon lange.“
 Jetzt rücken sie allerdings fast schon ein wenig in den Hintergrund, denn die Pandemie und die eingesetzte Inflation macht dem Handwerk schwer zu schaffen. Und wäre es nicht schon genug, rollen mit dem Ukraine-Krieg weitere Probleme auf einzelne Gewerke zu, die den Mitgliedern der Kreishandwerkerschaft schlaflose Nächte bereiten. „Nahezu täglich rufen die Handwerksbetriebe an und fragen um Rat“, erzählt Schubert.
 
Es scheint mehr und mehr zu einem Ritt auf der Rasierklinge zu werden, wenn die Betriebe, oft mit weniger als zehn Mitarbeitern, ihren Tag organisieren. Zunächst einmal fällt pandemiebedingt das ohnehin knappe Personal oft unerwartet aus, die Aufträge sind jedoch meist zeitlich gebunden. Da sie noch aus einer Zeit stammen, in der die Inflation Deutschland noch nicht im Griff hatte, sind zeitraubende Nachverhandlungen nötig: Das Ergebnis ist in vielen Fällen für den Handwerker nicht zufriedenstellend: Er bleibt auf den gestiegenen Kosten sitzen. Dazu kommen die steigenden Energiekosten, die den Gewinn erheblich schmälern – ein Dilemma, denn nach wie vor sind flächendeckend und gewerkeübergreifend Handwerker gesucht.
 
Vor allem die Bäckereien und deren Zulieferer sind von der jüngsten weltpolitischen Lage betroffen: Russland und besonders die Ukraine sind die Kornkammern Europas, nahezu die Hälfte des Korns für den deutschen Bedarf wird dort angebaut. Der völkerrechtswidrige Krieg hat bereits nach wenigen Tagen erhebliche Auswirkungen: Das Korn wird knapp, die Preise werden auch aufgrund der Rohstoffe steigen. Wie hoch, dass vermögen Wirtschaftsexperten derzeit nicht zu beurteilen.
Braun und Schubert fordern dringend eine politische Nachsteuerung, die nicht nur die Betriebe, sondern schlussendlich auch den Endverbraucher entlastet.
 
Die geschilderten Sorgen und Nöte sind Jenny Groß vertraut. Denn auch sie erhält immer wieder Anrufe und Post mit ähnlich lautenden Schwierigkeiten, besonders sei aktuell der Krieg in der Ukraine und die gestiegenen Preise benannt. Sie arbeitet mit Hochdruck aus der Opposition heraus an Änderungen und fordert: „Wir müssen die Stilllegungsflächen wieder für die Getreideproduktion freigeben, da die Ukraine als Hauptlieferant ausfällt. Auch die Vertreter der Landwirtschaft haben eine vorübergehende Aussetzung der beschlossenen vierprozentigen Stilllegung von Ackerflächen vorgeschlagen.“
 
Doch es gab auch erfreuliche Nachrichten, von denen Schubert und Braun berichteten: Der Westerwald konnte während der Pandemie die Zahl der Ausbildungsstellen nahezu genauso hochhalten, wie vor 2020. Während in anderen Landkreisen die Zahl der eingetragenen Ausbildungsverhältnisse teilweise bis zu zehn Prozent einbrachen. „Woran das genau liegt“, so Schubert, „ist uns nicht bekannt.“
Bekannt ist allerdings, dass der Wirtschaftsstandort „Westerwald“ in den letzten Jahren mehr und mehr an Bedeutung gewonnen hat.
 
Die drei Gesprächspartner verabschiedeten sich mit dem Versprechen, weiter im gewohnten Austausch zu bleiben.