Pressemitteilung - Jenny Groß MdL: „Soziale Arbeit im Westerwald braucht Verlässlichkeit und Wertschätzung – das Land darf die Träger nicht länger alleinlassen“
Westerwaldkreis. Die CDU-Landtagsabgeordnete Jenny Groß hat sich in einem ausführlichen Gespräch mit Wilfried Kehr und Petra Strunk, der Geschäftsführung der Diakonie Westerwald, über aktuelle Herausforderungen in der sozialen Arbeit ausgetauscht. Dabei wurde deutlich: Die Einrichtungen und Fachkräfte im Kreis leisten Tag für Tag Herausragendes – stoßen aber zunehmend an ihre Grenzen.
Ein Thema war die gemeinsame Suchtberatung von Caritas, Diakonie und Jugendamt. Dieses Kooperationsmodell, das ursprünglich als gemeinsames Beratungszentrum gedacht war, gestaltet sich in der Praxis immer schwieriger. Der Kreis prüft daher, ob künftig wieder eigene Zuständigkeitsbereiche geschaffen werden sollen.
Aktuell werden 90 Prozent der Arbeit refinanziert, zehn Prozent trägt die Diakonie als Eigenanteil. „Diese Eigenleistung ist beachtlich, gerade angesichts steigender Fallzahlen und wachsender Komplexität. Das Land darf die freien Träger hier nicht länger mit steigenden Kosten alleinlassen“, fordert Groß.
Auch das Housing-First-Projekt in der Verbandsgemeinde Westerburg, eines von nur drei landesweiten Modellvorhaben (neben Landau und Koblenz), wurde intensiv besprochen. „In zwei Jahren wurden 22 Menschen aufgenommen, vier von ihnen haben inzwischen eine feste Arbeit gefunden – das ist gelebte soziale Verantwortung!“, so Petra Strunk und Wilfried Kehr. Kritisch gesehen wurde aber, dass das Projekt, welches im Kreis durchaus auch von anderen Verbandsgemeinden mitgetragen werden wird, dass es im Mai ausläuft. „Aber das Projekt braucht Planungssicherheit. Das Land muss endlich sagen, ob und unter welchen Bedingungen es über Mai hinaus weiterfinanziert wird,“ so Jenny Groß MdL.
Darüber hinaus sprachen Groß, Kehr und Strunk über die Eingliederungshilfe im Rahmen des Bundesteilhabegesetzes (BTHG). „Die Umsetzung dieser Vorgaben ist für die Träger und den Kreis eine riesige Herausforderung“, so Winfried Kehr. „66 Menschen werden aufgesucht – das zeigt, wie viel Engagement hier geleistet wird. Jetzt kommt es darauf an, wie das Land die Kommunen bei dieser Mammutaufgabe unterstützt.“
Problematisch wurde die unzureichenden Unterstützung der Schuldnerberatung durch das Land gesehen.
„Die Erhöhung um gerade einmal 2.000 Euro ist ein deutlich zu wenig. Der Kreis hat seinen Anteil dynamisiert – das Land bewegt sich nicht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten seit Jahren an der Belastungsgrenze, die Fälle werden komplexer, die Zahl der Hilfesuchenden steigt. Soziale Arbeit braucht Verlässlichkeit, keine Alibi-Erhöhungen.“
Auch die Entwicklung im Bereich Suchtprävention bereitet Sorge: Der Konsum von Vapes, Liquids und synthetischen Cannabinoiden nimmt insbesondere bei Jugendlichen zu. „Wir brauchen gezielte Prävention, Aufklärung an Schulen und konsequente Unterstützung der Fachkräfte vor Ort.“ Dazu braucht es auch dringend entsprechende Therapieplätze.
Zum Abschluss würdigte Groß die Arbeit der Tafel Westerwald, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert. „2.500 Menschen werden jede Woche versorgt – das ist gelebte Solidarität im Westerwald“, betont die CDU-Abgeordnete. „Die Versorgungslage ist stabil, doch auch hier braucht es die gesellschaftliche und politische Aufmerksamkeit, damit die Lebensmittel auch weiterhin von den Geschäften so zur Verfügung gestellt werden, ebenso die notwendigen ehrenamtlichen Tafelmitarbeiter,“ so Petra Strunk abschließend.