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Gegenwart und Zukunft der Landwirtschaft im Blick

- Jenny Groß MdL im Gespräch mit Landwirten -

Wie steht es um unsere Landwirte in der Region? Oft sind sie in den letzten Monaten und Jahren in den Schlagzeilen gewesen. Doch eins ist klar: Ohne unsere Landwirte sind unsere Teller leer. „Während Corona ist bei einigen Menschen ein Umdenken entstanden, die Dankbarkeit, auf regionalen Märkten oder beim Direktvermarkter einkaufen zu können, ohne in das Gedränge zu geraten, nimmt zu“, so die Landtagsabgeordnete Jenny Groß. Doch wie sehen dies die Landwirte selbst? Sie sehen sich immer neuen gesellschaftlichen Anforderungen ausgesetzt, während gleichzeitig die wirtschaftliche Situation sehr angespannt ist.

Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes, Matthias Müller, seinem Stellvertreter Peter Kunoth, dem Geschäftsführer Markus Mille sowie Dr. Johannes Noll, Leiter des Dienstleistungszentrums ländlicher Raum (DLR) Westerwald-Osteifel, besuchte Jenny Groß - unter Einhaltung der Hygieneauflagen - zwei unterschiedliche, für den Westerwald typische, landwirtschaftliche Betriebe. Hans-Georg Schmidt aus Ransbach-Baumbach ist Bio-Landwirt und dem Anbauverband Bioland angeschlossen. Er produziert Milch und Fleisch unter den strengen EU-Anforderungen und den Richtlinien seines Verbandes. Schmidt führt den Familienbetrieb in dritter Generation, doch der Blick in die Zukunft macht ihm Sorgen.

Zurzeit bewirtschaftet der Jung-Landwirt etwa 135 Hektar Grünflächenland, auf denen er 65 Milchkühe und 15 Mutterkühe hält. Die Milch geht zum großen Teil an eine Biomilchmolkerei, das erzeugte Rindfleisch vermarktet er ab Hof. Die Milch- und Mutterkühe werden überwiegend aus eigenen Gras und Graskonserven (Silage und Heu) versorgt.

„Die Vermarktung meiner Erzeugnisse läuft gut“, sagt er, doch die zunehmenden Trockenperioden machen ihm zu schaffen. Aufgrund der Futter-Engpässe hat Schmidt die eigene Jungtierzucht aufgegeben und die Mutterkuhherde halbiert. Eine weitere Reduzierung seines Tierbestandes hält er für durchaus realistisch. „Seit Jahren beginnt futtertechnisch gesehen für mich der Winter bereits im Juli.“ Denn seit diesem Zeitpunkt fanden die Kühe auf den Weiden nicht mehr genügend zum Fressen und mussten zugefüttert werden.

Hinzu kommt, dass die Städte und Kommunen Flächen zum Bebauen benötigen. Schmidt weiß, dass er in den nächsten Jahren rund 23 Hektar seiner Flächen abgeben muss, sie sind bereits überplant. Damit steht er nicht alleine, weiß Müller zu berichten. Viele seiner Kollegen stehen vor den  gleichen Herausforderungen. Die Flächenproblematik spitze sich zu und er richtete die dringende Bitte an die Kommunalpolitik, Planungen sorgfältig zu überdenken und mit den Interessen von Landwirtschaft und Umwelt abzuwägen.

Obwohl Schmidt die Umsetzung der neuen Düngeverordnung grundsätzlich befürwortet, ist für ihn als Biobetrieb nicht klar, wie er manche Richtlinie umsetzen soll. Auf seinen Hof kämen Investitionskosten von rund 100 000 Euro für zusätzliche Güllelagerkapazität und für neue Ausbringungstechnik zu. Trotzdem bleibt er optimistisch und will den Familienbetrieb erhalten. „Es ist wichtig, dass die Vorgaben der EU umgesetzt werden, dabei muss das Land bei deren Umsetzung, für die sie verantwortlich sind, darauf Wert legen, dass keine weiteren Verschärfungen hinzukommen, sondern die Spielräume für eine moderate Ausgestaltung nutzt. “, so Jenny Groß.

Leopold Munsch vom Hofgut Neuroth in Bilkheim ist mit Leib und Seele Landwirt. Er führt das Hofgut Neuroth bereits in dritter Generation gemeinsam mit seinem Vater Emmanuel das Hofgut Neuroth als konventionellen Landwirtschaftsbetrieb unter modernsten Gesichtspunkten.

Etwa 3000 Hühner und rund 240 Milchkühe, Rinder und Kälber müssen ttäglich versorgt werden. Die Milch liefert Munsch an eine rheinland-pfälzische Molkerei, die Eier werden direkt vermarktet. Ein Blick in die Ställe lässt erahnen, dass es um Mensch- und Tierwohl gleichermaßen geht: Die Hühner leben in einem Volierenstall mit Wintergarten, die Milchkühe in einem großen, luftigen Laufstall. Ein Melkroboter erspart das zeitaufwändige und zeitgebundene Melken. „Natürlich kontrollieren wir und melken noch selbst, wenn eine Kuh nicht eigenständig zum Roboter geht“, so Leopold Munsch. Die Tiere hingegen mögen den Roboter, weil sie selbst bestimmen, wann sie gemolken werden wollen. Das geschieht zwischen zwei- bis viermal pro Tag. Der Roboter überträgt ins Büro und aufs Handy, wann und welches Tier gemolken wurde, beziehungsweise ob es irgendwelche Vorkommnisse im Stall oder mit der Technik gibt. So ist für Leopold Munsch jederzeit ersichtlich, ob es gegebenenfalls Probleme mit einem der Tiere gibt.

Dabei ersetzt der Roboter keineswegs den täglich mehrfachen Gang in den Stall, weil eben auch die digitalen Halsbänder der Kühe überprüft werden müssen. Sie zeigen unter anderem an, wann eine Kuh paarungsbereit ist. „Ihre Investitionen in die Digitalisierung der Landwirtschaft sind beeindruckend. Sie geben den Landwirten die Möglichkeit vermehrt am abendlichen Leben mit Familie, Freunden und Vereinsleben teilzunehmen. So wird die Zukunft und Attraktivität des Berufes gesichert.“, so die Hoffnung von Jenny Groß.

Trotz der hohen Investitionen der letzten Jahre in Hallenbau, Zuchttierumstellung und Melktechnik blicken Leopold und Emmanuel Munsch zuversichtlich in die Zukunft, weil sie sich nichts Schöneres vorstellen können, als Landwirtschaft zu betreiben. „Die Landwirte leben gerne im Westerwald. Sie wollen hochwertige Lebensmittel produzieren und leisten gerne in freiwilligen Kooperationen einen großen Beitrag für die Umwelt, die Biodiversität und die Kulturlandschaft“, betonte der Westerwälder Bauernvorsitzende Müller. Am Ende bedankte sich Jenny Groß MdL für den regen und sehr konstruktiven Austausch und sagte den Anwesenden zu, sich auch weiterhin für ihre Belange einzusetzen und vor Ort aktiv zu sein.